Forschungsprojekt: Nutzwasser als alternative Wasserressource

Eine Kläranlage bewässert eine Landesgartenschau?

Das geht doch gar nicht! Geht ja doch! Wie man geklärtes Nutzwasser als alternative Wasserressource nutzbar machen kann und noch einiges mehr, versucht ein neues Forschungsprojekt herauszufinden.

Neues Verbundvorhaben des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Die COPLAN AG ist Teil eines dreijährigen Verbundvorhabens (gemeinsames Projekt von Unternehmen und Universität) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das versucht, neue hochflexible und bedarfsgerechte Strategien für eine Wasserwiederverwendung zur urbanen und landwirtschaftlichen Bewässerung praxisnah zu entwickeln. Schwerpunkte sind die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für eine genehmigungsrechtliche Implementierung, die Festlegung von Wasserqualitätsanforderungen für unterschiedliche Bewässerungspraktiken, sowie Cloud-basierte Echtzeit-Ansätze zur Bedarfsbestimmung und automatisierte Systeme zur Qualitätssicherung. An dem von der TU München koordinierten Projekt ist die COPLAN AG auf Grund ihrer Erfahrung bei der Auslegung und Erstellung von Wasserver- und -entsorgungskonzepten beteiligt. Das Projektteam der COPLAN AG wird von Bastjan Kebinger (stellvertretender Abteilungsleiter Wasser und Umwelt und Büroleiter Passau) geleitet.

Klimawandel weltweit spürbar

Hintergrund dieses Forschungsprojekts ist der anhaltende Klimawandel und der daraus resultierende Wassermangel. Der Klimawandel ist auch in unseren, klimatisch eher moderaten Regionen immer öfter spürbar und führt zu einem steigenden Bedarf an landwirtschaftlicher und urbaner Bewässerung. Ohne den Einsatz von alternativen Wasserressourcen wie Nutzwasser, kann der Bewässerungsbedarf in Zukunft immer schwieriger gedeckt werden. Hier kommt die Wasserwiederverwendung ins Spiel, eine Schlüsseltechnologie, die in Regionen mit angespanntem Wasserhaushalt eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle, sowie sichere Alternative für Bewässerungszwecke und andere urbane und gewerbliche Anwendungen darstellen kann. Innerhalb der Europäischen Union wird aktuell lediglich rund 2,4 % des gereinigten kommunalen Abwassers wiederverwendet.

Für das Forschungsprojekt erarbeitet Bastjan Kebinger eine Dargebotsanalyse für Nutzwasser als mögliche alternative Wasserressourcen, sowie Optionen des Nutzwassertransportes und der Nutzwasserspeicherung. Ziel ist es bestehende und zukünftige Potenziale der Nutzwassergewinnung aus dem Kläranlagenablauf zu ermitteln. In Schweinfurt sollen beispielsweise die existierenden Sportflächen, das Stadion, das Eisstadion und Konversionsflächen im Norden der Stadt, sowie die Landesgartenschau 2026 mit Nutzwasser versorgt werden.

Landesgartenschau Schweinfurt
Das Motto der Stadt Schweinfurt für die Landesgartenschau 2026: “Wir sind die LGS”
Foto: Stadt Schweinfurt

Für die Demonstration dieser Nutzwasseranwendung wurde auf dem Gelände der Kläranlage Schweinfurt ein Reallabor eingerichtet um die angrenzenden Grünflächen (Korbballfeld, Hauptsportplatz) des TV Oberndorf bedarfsgerecht mit Nutzwasser zu bewässern. Der Bewässerungsbedarf wird im Durchschnitt mit 50-250 L/m² angegeben. In der Regel erfolgt die Platzbewässerung über eine Zisterne mit Brunnenspeisung alle 2 Tage mit einem Gesamtzisternenvolumen von insgesamt 50-60 m³. Das entspricht jedoch nur der notwendigsten Bewässerungsmenge. Für eine optimale Bewässerung und Rasenqualität wären tägliche Bewässerungsintervalle sinnvoll und diese werden im Rahmen der Umstellung auf Nutzwasser praktiziert.

Reallabor Kläranlage Schweinfurt
Reallabor Kläranlage Schweinfurt

Um das Nutzwasser zum Stadion, den Konversionsflächen und der Landesgartenschau transportieren zu können, wird die technische Machbarkeit einer Druckrohrleitung (DN 50) im Schmutzwasser Hauptsammler (DN 2300/1750) der Stadt Schweinfurt untersucht. Hier wird in einem ersten Schritt die hydraulische Leistungsfähigkeit des bestehenden Kanalnetzes mittels HYSTEM-EXTRAN geprüft.

Die weiteren Schritte bis hin zur baulichen Umsetzung des Transport- und Speicherkonzeptes sind, die Vorbereitung der Vergabe (Erstellung eines Leistungsverzeichnisses), Vergabe durch die Stadt Schweinfurt – Referat III und die Bau- und Objektüberwachung für die Realsierung im 2. Projektjahr. Die Inbetriebnahme dieser Nutzwasserleitung erfolgt im 3. Projektjahr mit einer Demonstration der urbanen Bewässerung im Reallabor Stadion der Stadt Schweinfurt.